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Besuch der Gedenkstätte des ehemaligen Stasi-Gefängnisses

von Steffen Obst

04.05.14


Am Montag, den 28.04.2014 besuchten wir am Rand von Hohen­schön­hausen die Gedenkstätte des ehemaligen Untersuchungshaft-Gefängnisses des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS, Stasi) der DDR.

Schon vor dem Gelände des Gebäudekomplexes der Geheimpolizei und des In- und Aus­lands­ge­heim­dienstes der ehemaligen DDR wurde klar, dass die Stasi vieles und viele zu verbergen hatte. Die bestimmt 5 oder 6 Meter hohen Mauern sind mit nach innen gerichtetem Stacheldraht besetzt und mit Wachtürmen, wie man sie von der ehemaligen Berliner Mauer kennt, ausgestattet. Wir traten durch das mit alten und abgeschalteten Videokameras bestückte riesige Stahltor in den Innenhof des Gebäudekomplexes und fühlten uns ziemlich schnell etwas mulmig. Allerdings schien an diesem Apriltag die Sonne und weil wir uns noch im neuen Besucherzentrum anmelden mussten, hatten wir etwas Zeit und so verflog dieses Gefühl wieder relativ schnell.

In den zu Seminarräumen umgebauten Fahrzeuggaragen schauten wir uns als Einstimmung auf die Führung eine dreißigminütige Dokumentation zur Geschichte des Ortes, der Stasi und der Flucht­bewegung aus der ehemaligen DDR bis zum Mauerbau am 8. August 1961 an. Nach der Gründung des MfS durch die SED im Jahre 1950 und auch nach dem Mauerbau bestand ein gewichtiger Teil der Aufgaben der Stasi darin, diese Fluchtbewegung („Republikflüchtlinge“) einzuschränken und die Fluchthelfer und „Komplizen“ schon vor der „Tat“ im Inland aufzuklären. Zwischen 1945 und 1961 kehrten ca. 2,6 - 3 Mio. Menschen ihrer Heimat, ihren Familien und vor Allem dem stalinistisch-diktatorischen Zwangssystem der ehemaligen DDR den Rücken. Damals übernahm die Stasi den Gebäudekomplex vom sowjetischen Geheimdienst NKWD, des späteren KGB und baute ihn aus.

Die Doku endete und in der gleichen Minute öffnete sich die Tür, eine jüngere Frau und ein älterer Mann betraten den Seminarraum, es war Herr Krebs. Dieser Zeitzeuge, der mit uns schon vor ca. zwei Jahren die Gedenkstättenführung gestaltete, hatte selbst das zweifelhafte Vergnügen, noch im Jahre des Mauerfalls 1989 für sechs Wochen im August und September dort „zu Gast“ zu sein. Da wir mit über dreißig TeilnehmerInnen vor Ort waren, wurden wir in zwei Gruppen aufgeteilt. Hr. Krebs begann die Führung mit einem berüchtigten Stasi- Zitat: „Folgen sie mir bitte unauffällig zur Klärung eines Sachverhaltes.“

Die erste Station waren die Kellerzellen in denen der NKWD und die junge Stasi körperliche Foltermethoden anwendeten. In den 1960er Jahren ging die Stasi zu psychischer Folter und der sog. Operativen Psychologie über. In diesem Untersuchungsgefängnis sollte nach der SED-Führung unter Erich Honecker kein Mensch mehr sterben oder körperliche Male davon­tragen. Die Menschen aus der ehemaligen DDR, die dort ohne Gerichts­verfahren bis zu drei Jahren psychisch gefoltert wurden - teilweise wurden sie sogar aus West-Berlin oder dem Bundesgebiet (BRD) verschleppt - sollten mental und seelisch gebrochen, im Stasi-Jargon „umerzogen“ und wieder in die sozialistische Gesellschaft integriert werden.

In der ersten Gruppe und auch in unserer zweiten Gruppe wurden die beklemmenden Gefühle immer größer, da Herr Krebs es in ergreifender Weise verstand, die Rolle eines Stasi-Offiziers wahrzunehmen. Spä­testens in den mehre Meter hoch ummauerten, mit Zaungittern abge­deckten und nur ca. zwei bis drei Quadratmeter großen Freigangzellen, über denen die Stasi-Wächter damals mit locker nach unten hängenden Maschinenpistole am Geländer klapperten, kam es auch dem letzten Teilnehmer äußerst fragwürdig vor, wieso eine solche staatliche Gewalt gegenüber Menschen ausgeübt wird, die einfach nur aus ihrer Überzeugung heraus diesen ehemaligen deutschen Staat verlassen wollten. Wirkliche Schwer- und Kapitalverbrecher (-straftäter), wie wir sie heute verstehen, haben dort niemals eingesessen, der größte Teil von Ihnen waren potenzielle „Republik­flüchtlinge“, ihre Helfer oder Mitwissende.

Es war für uns alle ein sehr interessanter, aber auch sehr beklemmender und ergreifender Tag der Beschäftigung mit der jüngsten deutsch-deutschen Teilungs- und Trennungsgeschichte.


Weitere Fotos vom Besuch der Gedenkstätte:

        
        
        
        

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